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Strategische Asset Allocation – Robuste Portfolios schaffen.

Wie können institutionelle Investoren ihre Portfolios wetterfest machen? Dr. Alexander Zanker, Leiter Institutional Consulting Solutions, und Johannes Titze, Leiter Investment Consulting, erläutern, wie Anleger mit strategischen Allokationsanalysen ihre Risikobudgets optimal nutzen sowie mithilfe von Szenarioanalysen und stochastischen Prognosen Aktionspläne entwickeln können.

Juli 2023

Auf den ersten Blick ist die Welt für viele institutionelle Investoren wieder in Ordnung: Nach einer von extrem niedrigen Zinsen geprägten Dekade, gibt es an den Kapitalmärkten auch bei klassischen Anleihen wieder auskömmliche Renditen zu verdienen. Allerdings ist dies nicht das ganze Bild: „Nach einer langen Phase hoher Renditen und niedriger Volatilität für nahezu alle risikotragenden Anlageklassen sehen wir eine zunehmend differenzierte Risikobewertung durch die Marktteilnehmer“, so Dr. Alexander Zanker, Leiter Institutional Consulting Solutions bei der Deka. „Die Fragilität hat am Markt deutlich zugenommen. Investoren müssen sich wieder verstärkt mit potenziellen Risiken und deren Absicherung im Portfoliokontext auseinandersetzen.“

De-Risking nicht immer die passende Alternative.

Das Risiko durch höhere Quoten in sicherheitsorientierten Anlagen einfach zu reduzieren, ist dabei nicht für alle Anlegergruppen effizient. „Die Realzinsen sind aufgrund der hohen Inflation weiterhin negativ. Damit bekommen etwa Stiftungen Schwierigkeiten, ihren Stiftungszweck angemessen zu erfüllen, wenn sie nicht weiterhin bereit sind, deutliche Risikoprämien zu vereinnahmen“, meint Johannes Titze, Leiter Investment Consulting bei der Deka. Auch bei IFRS-Unternehmen, die leistungsorientierte Direktzusagen nur in Teilen ausfinanziert haben, stellt sich die Frage, ob eine deutliche Risikoreduktion angesichts der ausstehenden Verpflichtungen sinnvoll ist. „Vorhandene Risikobudgets sollten jetzt nicht zwingend reduziert, sondern vielmehr klüger allokiert werden – ein ‚Umparken‘ ist aber in jedem Fall anzuraten, um Portfolios wetterfest zu machen“, betont Zanker.betont Zanker.

„Die Kernfrage lautet für institutionelle Investoren heute: Wie sollte ein Portfolio aussehen, damit ich es in möglichst allen makroökonomischen Szenarien schaffe, meine Anlageziele mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu erreichen?“

Dr. Alexander Zanker

Leiter Institutional Consulting Solutions

Kapitalanlage muss in verschiedenen Szenarien funktionieren.

Um Risiken im Portfolio sowie im Kontext der Verpflichtungen zu identifizieren und effizient zu steuern, haben sich in der Praxis strategische Allokationsanalysen durchgesetzt. Die neue Realität aus erhöhter Unsicherheit und Veränderungsdynamik sollte bei der Entwicklung der strategischen Asset Allocation (SAA) heute stärker als bislang berücksichtigt werden. Zur Verbesserung des Steuerungssystems empfiehlt Zanker neue Ansätze, die die bestehenden Analysen ergänzen und erweitern: „Die Kernfrage lautet für institutionelle Investoren heute: Wie sollte ein Portfolio aussehen, damit ich es in möglichst allen makroökonomischen Szenarien schaffe, meine Anlageziele mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu erreichen?“ Notwendig dafür ist eine realistischere Einschätzung der eigenen Risikotragfähigkeit in unterschiedlichen, sich dynamisch verändernden Marktumfeldern. Dies hilft, robustere Portfolios zu konstruieren, die zumindest die Minimalziele mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erreichen lassen.

Eine Lösung bieten szenariobasierte Ansätze, die stochastische Prognosen kombinieren und damit mehrdimensionale Prognosen zulassen. So identifizieren beispielsweise die Deka-Ökonomen in ihrem Economic-Scenario-Update jeweils zwei mögliche globale Hauptunsicherheitsfaktoren, die das wirtschaftliche Umfeld grundlegend prägen könnten. Diese Hauptunsicherheitsfaktoren können wirtschaftlicher Art sein, aber auch politischer oder umweltbezogener Natur. Die Kombinationen von Eintritt oder Nichteintritt jedes dieser beiden Hauptunsicherheitsfaktoren ergeben vier sehr unterschiedliche weltwirtschaftliche Situationen, sogenannte „Superszenarien“.

Diese erlauben die Konstruktion einer SAA, die sich in allen denkbaren Szenarien robust verhält und zumindest die vorhandenen Risikobudgets einhält.

Aktionspläne für schnelle Reaktion.

Gleichzeitig lassen sich anhand der Superszenarien Aktionspläne für Umsetzungsalternativen entwickeln. Angesichts der häufig notwendigen Einbindung von Entscheidungsgremien bei Anpassungen der strategischen Asset Allocation ist damit eine Vorabplanung möglich. In einem so genannten Journey-Plan werden dabei Triggerpunkte für jedes Szenario definiert und die notwendigen Anpassungen in der Allokation im Voraus abgesegnet. So wäre für Unternehmen mit Pensionsverpflichtungen beispielsweise eine Änderung des Zinsniveaus ein Triggerpunkt, der unter Umständen eine Anpassung der Zinsduration notwendig machen könnte. Auf Basis des für diesen Fall beschlossenen Aktionsplans könnten die Portfolioverantwortlichen schnell reagieren. Unterstützung für diese Analysen liefert das Tool Deka Strategy Navigator, mit dem sich für verschiedene Zielgrößen, wie Zielrendite oder Deckungsgrad, Allokationsalternativen vor dem Hintergrund aktueller Wirtschaftsdaten und Eintrittswahrscheinlichkeiten durchspielen lassen.

„SAA und TAA schließen sich nicht aus. Wichtig ist, dass beide Konzepte aufeinander abgestimmt werden.“

Johannes Titze

Leiter Investment Consulting

Neben der Diversifikation auf Ebene der SAA mit ihrem langfristigen Horizont nutzen institutionelle Investoren auch die eher kurzfristige taktische Asset Allocation (TAA) zur Risikosteuerung. „SAA und TAA schließen sich nicht aus. Wichtig ist, dass beide Konzepte aufeinander abgestimmt werden“, betont Johannes Titze. So könne über die SAA Zielrendite und Risikobudget definiert werden, die Aussteuerung des Risikobudgets dann aber auf Ebene der TAA auf täglicher Basis erfolgen. Auch die Einhaltung von Deckungsgraden im Asset-Liability-Management lasse sich so einfacher umsetzen. Je näher das Portfolio dem Zieldeckungsgrad kommt, desto stärker werde das Risiko reduziert, ohne dass eine – deutlich komplexere – Anpassung der SAA erfolgen müsse.

Echte Diversifikation zur Stabilisierung des Portfolios.

„In Zeiten höherer Fragilität ist es entscheidend, ‚echte‘ Diversifikationstreiber in das Portfolio zu integrieren“, so Zanker. Denn unterschiedliche Anlageklassen können in bestimmten Situationen ähnlich reagieren. So hängt etwa die Nachfrage nach High-Yield-Anleihen stark von der Entwicklung der Aktienmärkte ab. Eine echte Diversifikation berücksichtigt diese Zusammenhänge und umfasst deshalb unterschiedliche Rendite- und Risikotreiber. Um Risiken besser zu kontrollieren, kann beispielsweise eine ausgewogene Allokation auf Ebene von Faktoren sinnvoller sein als eine reine Unterteilung nach Anlageklassen.

In den letzten Monaten hat die Nachfrage nach einer intensiven strategischen Beratung deutlich zugenommen. Die Fragilität und die enge Verknüpfung der Kapitalmärkte stellen institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Pensionsfonds oder Unternehmen vor Herausforderungen bei der Anlageallokation. Das Team Institutional Consulting Solutions der Deka setzt darauf, Risiken transparent zu erfassen und pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln, mit denen Investoren auch auf nicht vorhersehbare Ereignisse reagieren und schnell handeln können.

Mehr zum Deka Strategy Navigator

Quelle: Markt & Impuls, Sonderausgabe Juli 2023

Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Sonderausgabe von Markt & Impuls "Die Auswahl entscheidet".

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