Deka-InvestmentBrief
Januar 2021
Verehrte Leserinnen und Leser,
die Erwartung an 2021, dass es ja nur besser werden könne, wurde scheinbar gleich zu Beginn des neuen Jahres widerlegt. In Europa wurden angesichts immer weiter steigender Corona-Zahlen die Lockdown-Bestimmungen flächendeckend verschärft. In Washington stürmten fanatische Trump-Anhänger das Kapitol und setzten damit vor allen Dingen ein Zeichen, wie gespalten das Land auch nach dem Regierungswechsel sein wird. Und schließlich präsentierte in Deutschland das Statistische Bundesamt die gesamtwirtschaftliche Corona-Rechnung: um 5 Prozent sank im vergangenen Jahr hierzulande die Wirtschaftsleistung, fast so stark wie im Finanzkrisenjahr 2009.
Aber ganz so finster sieht die Lage nicht aus. Mit Ausnahme der Problembranchen im Dienstleistungsbereich hat die zweite Corona-Welle erheblich mildere gesamtwirtschaftliche Auswirkungen als die erste. Dazu kommt, dass die Impfkampagnen angelaufen sind und bei allem Bemühen, möglichst schnell und effizient voranzukommen, besteht für die Kapitalmärkte die Hauptbotschaft im Rahmen unseres Hauptszenarios darin, dass im Laufe des Jahres die Corona-Pandemie langsam niedergerungen wird. Und in den USA bietet der Wahlsieg der Demokraten bei den Senatsnachwahlen in Georgia die Perspektive auf eine kräftigere Wirtschaftspolitik und damit eine schnellere Erholung der US-Wirtschaft. Diese Lichtblicke inmitten einer sich vorübergehend verschärfenden Corona-Lage waren es, die an den Aktienmärkten in den ersten Handelstagen des Jahres zu neuen Höchstständen der Leitindizes führten. Natürlich darf man den Worst Case nicht aus den Augen verlieren, dass das Virus schneller mutiert als die Menschen sich impfen können. Das stellt auch unser Risikoszenario dar, das wir gegenwärtig mit einer relativ geringen Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent beziffern.
Sollte der Kampf gegen das Virus erfolgreich sein, werden sich an den Kapitalmärkten im weiteren Verlauf des Jahres 2021 neue Themen stellen. Eine dauerhafte Extrempolitik von Zentralbank und Regierungen ist dann nicht mehr notwendig. Die Inflation wird wieder stärkere Beachtung finden. Leichte Renditesteigerungen bei Anleihen können die Folge sein. Dies ändert jedoch nach unserer Auffassung nichts an der grundsätzlichen Attraktivität der Anlageklasse Aktien für das Gesamtjahr und darüber hinaus. Kurzfristig sollte allerdings eine gewisse Kurskonsolidierung in Folge der starken Erholungsbewegung nicht überraschen. Wir haben daher einen Gang auf der Aktienseite zurückgeschaltet und warten mit einer zunächst neutralen Aktienausrichtung auf Kursrücksetzer. Diese sollten sehr gute Einstiegsgelegenheiten darstellen. Wir haben allerdings die Anlageklasse der bonitätsstarken Unternehmensanleihen in der Einschätzung auf neutral zurückgestuft. Unternehmensanleihen bleiben zwar ein wesentlicher Bestandteil jedes Portfolios, neue Chancen in diesem Segment ergeben sich jedoch vor allem, wenn das Renditeniveau sich wieder etwas erhöht hat.
Jörg Boysen
Der Brexit ist vollzogen, dank eines Abkommens in fast letzter Sekunde. In den USA steht der Amtswechsel zum neuen Präsidenten Biden an. Kaum sind diese politischen Risiken etwas in den Hintergrund getreten, hat der Deutsche Aktienindex DAX einen neuen Höchststand über 14.000 Punkten markiert. Hilfreich war sicherlich auch die Markterwartung, dass von der Geld- und Finanzpolitik weiterhin keine Ausstiegs-Hektik aus der expanisven Ausrichtung ausgehen wird. Zuletzt sind zwar an den Märkten die Inflationssorgen angestiegen. Grundsätzlich dominieren jedoch weiterhin die inflationsdämpfenden Effekte der Corona-Pandemie. Neben der Inflation bleibt das Coronavirus das dominierende Thema. Insgesamt halten wir an unserer Einschätzung fest, dass die Finanzmärkte durch die kurzfristige Schwäche mit Blick auf die begonnenen Impfungen gegen das Coronavirus letztlich durchschauen.
Weitere Artikel