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„Die Unternehmen können sich diese hohen Ausschüttungen leisten“

In den vergangenen Monaten agierte die deutsche Wirtschaft weitgehend im Krisenmodus. Trotzdem schütten die 40 größten Unternehmen in den kommenden Wochen eine Rekorddividende von insgesamt 55 Milliarden Euro aus. Knapp 30 Prozent davon steuert allein der Automobilsektor bei. Im Vergleich zum Vorjahr erhalten die Aktionärinnen und Aktionäre von den Konzernen sogar 3,6 Mrd. Euro mehr als im Jahr 2022 und 20,4 Mrd. Euro mehr als im Corona-Krisenjahr 2020. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie im Makro Research der DekaBank, erläutert im Interview, was dies für die Anlegerinnen und Anleger bedeutet.

Januar 2023

Interview mit Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka.


Herr Schallmayer, Sie prognostizieren eine Rekordausschüttung der 40 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) von insgesamt 55 Milliarden Euro. Wie ist das in Zeiten von Rezession, Inflation und kriegerischen Auseinandersetzungen möglich?

Der Grund sind Rekordgewinne. Die Unternehmen können sich diese hohen Ausschüttungen leisten, denn sie sind von Unternehmensgewinnen gedeckt, die ebenfalls Rekordmarken erreicht haben. Noch nie haben die DAX-Unternehmen in einem Jahr mehr verdient als im Jahr 2022. Daher ist es nur konsequent, die Aktionäre angemessen daran teilhaben zu lassen.

Aber würde es angesichts der weiterhin unsicheren Lage nicht Sinn machen, dass die Unternehmen weniger ausschütten?

Da die Dividendenausschüttungen im Jahr 2023 eine Beteiligung der Anteilseigner für die im Jahr 2022 erwirtschafteten Gewinne darstellt, ist es vollkommen nachvollziehbar, dass die Dividendenausschüttungen erneut ansteigen. Setzen wir die erwartete Ausschüttungssumme von 55 Mrd. Euro mit den im Jahr 2022 erwirtschafteten Nettogewinnen ins Verhältnis, ergibt sich eine Ausschüttungsquote von 37,2%. Dies ist gegenüber der Ausschüttungsquote von 2021 zwar ein leichter Anstieg, liegt aber immer noch deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 41%.

Wie sind solche Unternehmensergebnisse in aktuellen Umfeld möglich?

Das ist durchaus beachtlich, schließlich hat die Corona-Pandemie und ihre Nachwirkungen zu erheblichen Verzerrungen in den Produktionsketten der globalen Wirtschaft geführt und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat nicht nur zu einer allgemeinen Planungsunsicherheit geführt, sondern auch eine enorme Kostenbelastung mit sich gebracht. Allerdings führte eine stabile Nachfrage bei gleichzeitig begrenztem Angebot zu positiven Margeneffekten und die steigende Inflation hat sich ebenfalls positiv auf die Gewinnentwicklung ausgewirkt.

„Wir rechnen für die im DAX enthaltenen Unternehmen damit, dass 2023 lediglich fünf Firmen ihre Dividende kürzen werden, während 29 ihre Ausschüttung anheben dürften.“

Joachim Schallmayer

Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka

Kommen die Unternehmen also deutlich besser mit den Herausforderungen zurecht, als gedacht?

Ja, sie kommen sogar erstaunlich gut durch die Krise. Allerdings muss erwähnt werden, dass die Gewinne bereits im Jahr 2021 sprunghaft angestiegen sind und 2022 weiter zulegen konnten. Hinzu kommt, dass die Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren sehr zurückhaltend ausgeschüttet haben. Nichtsdestotrotz bleibt das Umfeld für die Unternehmen in 2023 extrem herausfordernd. Wir rechnen mit leicht rückläufigen Unternehmensgewinnen, aber keinem globalen Gewinneinbruch wie in den Jahren 2008 oder 2020. Dementsprechend sollte es den Unternehmen gelingen eine hohe Dividendenkontinuität aufrecht zu erhalten.

Was bedeutet diese Entwicklung konkret für die DAX-Unternehmen?

Wir rechnen für die im DAX enthaltenen Unternehmen damit, dass 2023 lediglich fünf Firmen ihre Dividende kürzen werden, während 29 ihre Ausschüttung anheben dürften. Für den DAX ergibt sich auf den aktuellen Kursständen insgesamt eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent. Umgerechnet in Indexpunkte wird der DAX alleine durch die Einberechnung der Wiederanlage der Dividendenerträge in diesem Jahr um rund 500 Indexpunkte ansteigen.

Im vergangenen Jahr sorgte der Porsche-Börsengang für mächtig Bewegung im DAX. Hat dies die Dividendenzahlungen beeinflusst?

Wir betrachten bei unserer Berechnung die regulären Dividendenzahlungen der Unternehmen und rechnen Sonderdividenden heraus, was nach dem erfolgten Porsche-Börsengang einen enormen Unterschied ausmacht.

Und welche Branchen sorgten 2023 für zufriedene Investorengesichter?

Unternehmen, die sich in der Branche „diskretionäre Konsumgüter“ zuordnen lassen und hauptsächlich aus Automobilfirmen bestehen, schütten mit einem Gesamtvolumen von 16,5 Mrd. Euro mit Abstand am meisten aus, gefolgt von Industriewerten und Finanzwerten. Ordnet man die Unternehmen ihrem Firmensitz nach Bundesländer zu, so liegen Unternehmen mit Sitz in Bayern mit großem Abstand auf dem Spitzenplatz, gefolgt von Unternehmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Was haben die „diskretionären Konsumgütern“ besser als die anderen Branchen gemacht?

Die Automobilkonzerne stehen traditionell für einen großen Anteil an den DAX-Ausschüttungen. Nach einer zurückhaltenden Ausschüttungspolitik in den Jahren 2020 und 2021 haben die drei großen Automobilkonzerne in der Summe bereits im letzten Jahr ihre Ausschüttungen spürbar erhöht und werden diesen Trend in 2023 fortsetzen. Hintergrund ist, dass die Unternehmen sehr gut durch die letzten Krisenjahre gekommen sind und in dieser Zeit eine hohe und sogar steigende Profitabilität und damit auch deutlich steigende Unternehmensgewinne erwirtschaften konnten.

Lassen Sie uns bitte einen Blick auf den MDAX werfen. Wie haben sich die 50 Unternehmen geschlagen?

2023 schütten die Unternehmen rund 7,5 Mrd. Euro an Dividenden aus. Das ist gegenüber dem Jahr 2022 ein Anstieg von 830 Mio. Euro oder 12,3%. 33 Unternehmen erhöhen ihre Ausschüttungen, 12 behalten die Ausschüttungshöhe bei und fünf reduzieren die Dividende. Insgesamt schütten nur sechs Unternehmen keine Dividende aus.

Angesichts der hohen Dividendensumme, müssten Sie mit der Dividendenpolitik der Konzerne zufrieden sein?

Ja, sie kann als angemessen bezeichnet werden. Betrachtet man den Zeitraum von 2006 bis 2023, so hat sich die Ausschüttungssumme von 21,4 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf die für das Jahr 2023 prognostizierten 55 Mrd. erhöht. Dies entspricht einem jährlichen Anstieg der Dividendenausschüttung von 5,7% und ist damit nahezu identisch mit dem in diesem Zeitraum von den Unternehmen erwirtschafteten Gewinnanstieg von 5,8%. Dabei ist zu beachten, dass die Dividendenausschüttungen in einzelnen Jahren durchaus auch sinken können. Das war während und im Nachgang der globalen Finanzmarktkrise in den Ausschüttungsjahren 2009 und 2010 der Fall. Aber auch die Dividendenausschüttungen der Jahre 2020 und 2021 lagen unter dem Niveau von 2019.

Also sind Dividenden keine sichere Bank und nicht immun gegen Krisen?

Immun gegen Krisen sind Dividenden sicherlich nicht, aber ich würde sie durchaus als sichere Bank bezeichnen. Große Krisenereignisse hinterlassen natürlich starke Spuren in der Gewinnentwicklung der Unternehmen, was sich dann auch in abgeschwächter Form bei den Gewinnausschüttungen niederschlägt. Allerdings haben die großen Krisen der letzten drei Jahre auch die Widerstandfähigkeit und Flexibilität der Unternehmen unter Beweis gestellt. Unternehmensgewinne erholen sich schnell und ermöglichen so, über die Jahre hinweg betrachtet, einen sehr konstanten und steigenden Dividendenstrom. Dieser ist gerade im aktuellen Umfeld hoher geopolitischer und geldpolitischer Risiken, in dem mit hohen Kursausschlägen gerechnet werden muss, von zentraler Bedeutung. Ein Portfolio aus ertragsstarken Dividendentiteln sollte sich in diesem Jahr gegenüber nach wie vor hoch bewerteten Wachstumsaktien gut behaupten können.

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