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„Mit der Einschätzung unserer Volkswirte wird der Deka Strategy Navigator erst richtig wertvoll“

Fundierte Grundlagen von Entscheidungen in der strategischen Asset Allocation machen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Mit Hilfe des neu entwickelten Economic Scenario Generator, kurz ESG, bietet die Deka ihren Kundinnen und Kunden eine nach vorne gerichtete Prognose und damit eine wichtige Unterstützung, um Effizienz und Stabilität des Portfolios zu überprüfen. Die Deka-Experten Dr. Alexander Zanker, Leiter Institutional Consulting Solutions, sowie Dr. Ulrich Weikard und Kristian Tödtmann aus dem Makro Research erläutern, auf welcher Grundlage die Szenarien getroffen werden und wo die besonderen Vorteile für Investoren liegen.

April 2022

Interview mit den Deka-Experten Dr. Alexander Zanker, Leiter Institutional Consulting Solutions, sowie Dr. Ulrich Weikard und Kristian Tödtmann aus dem Makro Research.


Die Deka verspricht ihren institutionellen Kundinnen und Kunden mit dem ESG eine möglichst realistische Prognose von künftigen Renditen sowie Risikofaktoren verschiedener Assetklassen. Was ist das Besondere an dem Modell?

Alexander Zanker: Auch andere Asset Manager haben ökonomische Szenario-Generatoren, die das Ziel haben, Projektionen von Marktrisikofaktoren und Preisen von Anlageklassen über eine Zeitspanne von mehreren Jahren zu erzeugen. Wir bei der Deka lösen uns jedoch erstmals von einer monolithischen Betrachtungsweise hin zu vier unterschiedlichen Szenarien. Mit diesen Super-Szenarien, wie wir sie nennen, können wir unterschiedliche volkswirtschaftliche Modellwelten simulieren und durch Änderungen der Wahrscheinlichkeiten die Prognosesicht der Auftraggebenden genau abbilden.

Ulrich Weikard: Das bedeutet, dass der Deka ESG deutlich mehr zukünftige makroökonomische Situationen abdeckt als traditionelle ESGs. Bei uns werden Performance, Volatilität und Korrelationen aus fundierten ökonomischen Überlegungen und flexiblen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abgeleitet und nicht aus der Regression historischer Daten oder monolithischen Expertenmeinungen.

Was verstehen Sie genau unter Super-Szenarien?

Ulrich Weikard: Der ESG ist ein riesiges Zahlenwerk, das ungemein komplex und zunächst schwer durchdringbar ist. Weil wir mit unseren Kundinnen und Kunden in einen konstruktiven Dialog gehen wollen, hatten wir die Idee der sogenannten Super-Szenarien. Die Szenarien sind mit den von uns eingeschätzten Wahrscheinlichkeiten bestückt. Das vereinfacht den Dialog mit den Auftraggebenden ungemein. Außerdem werden innerhalb jedes Super-Szenarios die Auswirkungen auf die Marktentwicklungen für einen Satz von über 50 Anlageklassen aus originären ökonomischen Modellen abgeleitet, die von uns Deka-Volkswirten entwickelt wurden.

Kristian Tödtmann: Wir identifizieren regelmäßig jeweils die zwei globalen volkswirtschaftlichen Hauptunsicherheitsfaktoren, die das Wirtschaftssystem grundlegend verändern könnten. Das sind aktuell beispielsweise eine nachhaltig hohe Inflation sowie ein hohes Wirtschaftswachstum. Die Kombination von Eintritt oder Nicht-Eintritt dieser Szenarien ergeben vier sehr unterschiedliche weltwirtschaftliche Situationen, die wir Super-Szenarien nennen. Und jedem dieser Szenarien ordnen wir eine Eintrittswahrscheinlichkeit zu.

Wie werden die Super-Szenarien festgelegt?

Kristian Tödtmann: Bei uns im Makro Research beschreiben wir die Super-Szenarien anhand volkswirtschaftlicher Größen und Einflussfaktoren wie beispielsweise Geldpolitik, Verschuldung, Ausfallraten, Inflation und Wachstum, die für die Entwicklung der Finanzmärkte mitverantwortlich sind. Wir verfolgen dabei zwei Ziele: Zum einen wollen wir die wichtigsten Fragestellungen für einen Prognosehorizont von zehn Jahren identifizieren. Zum anderen wollen wir möglichst 100 Prozent der Wahrscheinlichkeitsmasse abdecken. Das heißt, innerhalb der Szenarien berücksichtigen wir ein breites Spektrum an möglichen Entwicklungen und rechnen auch Zufallseinflüsse mit ein, zum Beispiel, dass die Zentralbank die Leitzinsen ein halbes Jahr früher erhöht als im Szenario unterstellt.

Aber wie gehen Sie mit so unerwarteten Ereignissen wie etwa dem Ukraine-Krieg oder Covid-19 um?

Ulrich Weikard: Wir geben einzelnen Szenarien eine relativ breite Verteilung. Grundsätzlich sind solche extremen Ereignisse am Rande der Verteilung innerhalb der Szenarien abgedeckt. Aber natürlich ist so ein unerwartetes Ereignis wie beispielsweise der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine der Auslöser für uns, neue Fragestellungen aufzusetzen und die Auswirkungen auf die bestehenden Szenarien neu zu kalibrieren.

Bevor wir genauer in den „Maschinenraum“ des ESG blicken, zunächst die Frage nach dem konkreten Nutzen für die Investoren. Was genau können die Deka-Kundinnen und -Kunden mit den Daten anfangen?

Alexander Zanker: Gerade für unsere institutionellen Investoren ist die nach vorne gerichtete Prognose sehr entscheidend, um beispielsweise Chancen und Risiken einer Veränderung der strategischen Asset Allocation bewerten zu können. Im Beratungsgespräch sind wir in der Lage, nicht nur einen möglichen Pfad aufzuzeigen, sondern können aus unzähligen auswählen. Und über diese rund 10.000 Pfade berechnet das Tool die Wahrscheinlichkeiten für Rendite und Risikoverhalten des jeweiligen Portfolios unter Beachtung der Wechselwirkungen einzelner Anlageklassen. Dies bringt Evidenz in den Entscheidungsprozess, der ohne ein solches Tool zu komplex wäre. Bislang basieren viele Langfristprognosen vorwiegend auf finanzmathematischen Modellen. Vielfach leiten sie sich aus der Vergangenheit ab. Kapitalmarktverwerfungen werden über statistische Verfahren eingebracht. Alles sehr komplex und vielfach eine „Black Box“ für den Anleger. Mit den Super-Szenarien schaffen wir klare Modellwelten, die unsere Volkswirte erklären können. Wir können Kunden zeigen, was passieren könnte und wie die Auswirkungen auf ihr Portfolio wären.

Ulrich Weikard: Alle vier Super-Szenarien sind in sich konsistent; das ist unsere besondere Leistung, die wir in der Vorbereitung sicherstellen. Aber der Kunde kann auch eingreifen und seine Meinung mit in die Szenarien einfließen lassen.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Alexander Zanker: Die Kundinnen und Kunden können die Wahrscheinlichkeit ändern, mit der ein Szenario eintritt, zum Beispiel ein Inflationsszenario höher gewichten. Dennoch bleibt der Kunde in einem in sich stimmigen ESG-Szenario, er gewichtet nur anders. Er gibt der Inflation lediglich mehr Gewicht.

Für welche Kundengruppen ist der Nutzen besonders groß?

Alexander Zanker: Wir haben das Modell hauptsächlich für die institutionellen Kundengruppen entwickelt, weil diese komplexe strategische Entscheidungen im Spannungsfeld von Rendite und Risiko treffen müssen. Der Deka Strategy Navigator, in den die ESG-Szenarien einfließen, bietet etwa regulierten Investoren wie einer Pensionskasse hierbei große Unterstützung. Im Falle einer Asset-Liability-Analyse erlaubt unser Modell, die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, dass der Deckungsgrad mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht unter einen bestimmten Schwellenwert fällt. Mit den ESG-Szenarien können solche Analysen sehr transparent und nachvollziehbar durchgeführt werden. Aber auch Investoren, die beispielsweise nur ein Renditeziel verfolgen, haben hiervon einen großen Mehrwert. Wir können den Entscheidern, aber auch Gremien, sehr klare Entscheidungshilfen an die Hand geben. Kapitalmärkte sind komplex genug, weshalb viele institutionelle Investoren die hohe Transparenz und Evidenz sehr wertschätzen.

Zurück zum technischen Set-up. Wie ist der ESG aufgebaut?

Kristian Tödtmann: Die Super-Szenarien stehen am Anfang unserer Überlegung. Sie werden völlig unabhängig von den Assetklassen aufgestellt. Das heißt, wir analysieren, welche volkswirtschaftlichen Ereignisse die Welt über die nächsten zehn Jahre prägen werden. Nachdem wir das gemacht haben, gehen wir modular nach Assetklassen vor, wobei die direkten und indirekten Interdependenzen zwischen den Assetklassen explizit berücksichtigt werden.

Wie oft wird das Modell angepasst?

Ulrich Weikard: Normalerweise in einem halbjährlichen Rhythmus für die längerfristigen Prognosen; aber bei gravierenden Änderungen der relevanten Szenarien oder aktuellen makroökonomischen, geopolitischen und umweltbedingten Situationen machen wir das auch kurzfristiger.

Wann können interessierte Anlegerinnen und Anleger den neuen ESG einsetzen?

Alexander Zanker: Wir setzen den ESG bereits in der Beratung ein. Für viele Stiftungen ist das Thema Inflation als Risikofaktor sehr bedeutend, da sie einen realen Kapitalerhalt erzielen müssen. Eine Stiftung mit der wir im Gespräch waren hatte nun einem Hochinflations-Szenario eine höhere Wahrscheinlichkeit zugeordnet als unsere volkswirtschaftliche Abteilung. Entsprechend dem Kundenwunsch haben wir deshalb der Wahrscheinlichkeit einer hohen Inflation eine größere Bedeutung zugemessen.

Ulrich Weikard: Das ist ein typischer Anwendungsfall, wo der Kunde seine Sichtweise und Präferenz deutlich stärker in seiner Asset Allocation widerspiegeln kann, als es unsere volkswirtschaftlichen Prognosen vorsehen. Auf Basis dieser Kundensicht setzen wir dann die stochastischen Varianten aller Super-Szenarien sofort neu zusammen und berechnen die Performance und die Risiken des Stiftungs-Portfolios neu. Das ist ein unschätzbarer Mehrwert.

Und wie werden die Ergebnisse des ESG anschließend umgesetzt?

Alexander Zanker: Das ist individuell natürlich unterschiedlich. Aber die Ergebnisse zeigen, welche Assetklassen der Kunde hinzunehmen kann, die im aktuellen Paradigma, das das Super-Szenario abbildet, ideal sind. Und es dokumentiert, wie stabil das Portfolio in diesem Szenario ist. Andere Unternehmen können mit einem ESG-Modell nur eine Welt kalibrieren. Wir dagegen können viele Weltbilder kalibrieren. So lässt sich einfacher erkennen, was die tatsächlichen Risiken sind, wie das Portfolio auf ein neues Marktumfeld reagiert und ob die Asset Allocation eventuell angepasst werden muss.

Die Deka-Experten Dr. Alexander Zanker, Leiter Institutional Consulting Solutions, sowie Dr. Ulrich Weikard und Kristian Tödtmann aus dem Makro Research erläutern den Economic Scenario Generator.

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