Research und Märkte
Sicherer Hafen oder Mahlstrom – US-Treasuries im Blick.
Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt und den Haushaltsplänen der Regierung von Donald Trump stellen derzeit die fiskalische Stabilität der USA in Frage. Bisher waren US-Staatsanleihen für Investoren ein sicherer Hafen. In den vergangenen Monaten haben die Papiere jedoch an Wert verloren. Christoph Witzke, Leiter CIO-Office und Fondsmanager bei der Deka, erläutert, was dies für die Zukunft von US-Staatsanleihen und ihren Status bei institutionellen Anlegern bedeutet.

Juli 2025
Es war bisher eine eiserne Regel: In Krisenzeiten und Phasen höherer Unsicherheit galten Staatsanleihen der USA als sicherer Hafen für Anlegende. Mit den seit März 2025 durch US-Präsident Donald Trump initiierten Handelskonflikten und den Haushaltsplänen der US-Regierung wird dieser Status jedoch zunehmend infrage gestellt. Nach dem Inkrafttreten erster Zölle haben Anleger im April größere Bestände von US-Treasuries verkauft – was zu deutlichen Kursverlusten und Renditeanstiegen führte. So stiegen die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen teilweise auf bis zu 4,5 Prozent, während die Renditen für 30-jährige Papiere sogar auf über fünf Prozent anzogen. Insgesamt verloren US-amerikanische Anleihen (Corporates und Treasuries) im Laufe der ersten Aprilwochen rund 0,9 Prozent, während europäische Titel um 0,9 Prozent an Wert zulegen konnten. Gleichzeitig hat auch der Dollar an Wert verloren: So konnte beispielsweise der Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,03 im Januar 2025 auf derzeit 1,18 zulegen (Stand: 03. Juli).
Nach Einschätzung von Christoph Witzke, Leiter CIO-Office bei der Deka, stellen die Verkäufe keine kurzzeitigen Panikverkäufe auf breiter Front dar, sondern demonstrieren die regulativen Eigenschaften des Kapitalmarkts: Wenn Staaten Maßnahmen ergreifen, welche ihre Schuldentragfähigkeit beeinträchtigen können, führe dies zu einer Neubewertung ihrer Staatsanleihen und potenziell zu Kursverlusten und Renditeanstiegen. Insbesondere die 30-jährigen Staatsanleihen wiesen eine starke Underperformance auf – dies sei ein Hinweis darauf, dass Anlegende langfristig ein höheres Risiko wahrnehmen, für das sie angemessen entschädigt werden wollen.

„Die Vereinigten Staaten bleiben ein vergleichsweise bonitätsstarker Emittent. Daran ändert auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 durch Moody’s nichts“
Leiter CIO-Office und Fondsmanager, Deka
USA bleibt bonitätsstarker Emittent und investierbar.
Bedeutet dies, dass die Zeit für US-Staatsanleihen vorbei ist und institutionelle Investoren sich auf die Suche nach Alternativen machen müssen? Investment-Experte Witzke analysiert: „US-Treasuries bleiben weiterhin investierbar und haben ihren Status als sicherer Hafen nicht verloren. Es ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, dass die USA pleitegehen und es zu Ausfällen bei Anleihen kommt.“ Für Investoren seien die Papiere daher vorerst weiter ein wichtiger Portfoliobaustein, so Witzke: „Die Vereinigten Staaten bleiben ein vergleichsweise bonitätsstarker Emittent. Daran ändert auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 durch Moody’s nichts. Zudem haben wir bei Anleihen endlich wieder eine vernünftige Verzinsung, die ausreichend ist, um die Papiere in der Portfoliokonstruktion zu berücksichtigen und eine höhere Allokation zu rechtfertigen. Insbesondere kurzlaufende Papiere sind daher interessant.“
Allerdings sollten Investoren nicht leichtsinnig werden und die Situation genau im Auge behalten, warnt der Investment-Stratege. So sei auch künftig mit einer höheren Unsicherheit und infolgedessen mit höherer Zinsvolatilität und höheren Renditen bei US-Treasuries zu rechnen. Denn auch, wenn das Ausfallrisiko noch nicht steige und kein nachhaltig beschleunigter Renditeanstieg vorliege, befänden sich die USA dennoch in einem Umbruchsprozess, der langfristig zu einem Paradigmenwechsel führen könne. „Sollte das jährliche Haushaltsdefizit der amerikanischen Regierung auf dem Niveau von sieben bis acht Prozent bleiben, wird auch die Staatsverschuldung steigen und mittel- bis langfristig ein Niveau erreichen, auf dem die fiskalische Stabilität der USA infrage gestellt werden könnte.“ Bis dahin sei es jedoch noch ein langer Weg, macht Witzke deutlich: „Es handelt sich hier um einen schleichenden Prozess, der sich über viele Jahre bis Jahrzehnte erstrecken kann. Derzeit beobachten wir in den USA eher eine Entwicklung, die vergleichbar ist mit der in Japan.“
Kontinuierliche Beobachtung der Situation erforderlich.
Investoren mit einem Engagement in US-Treasuries sollten daher die weitere politische und finanzielle Situation im Blick behalten. Besonderes Augenmerk gilt dabei vor allem der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed und einer möglichen Machtausweitung des Finanzministeriums. „Unter Fed-Chef Jerome Powell agiert die Zentralbank weiterhin unabhängig. Seine Amtszeit endet jedoch im Mai 2026 und es stellt sich die Frage, wie stark der Nachfolger des Fed-Chairman mit Donald Trump zusammenarbeiten wird, der beispielsweise schon jetzt regelmäßig niedrigere Zinsen fordert. Die Unabhängigkeit der Notenbank ist eminent wichtig – sollten Zweifel an dieser aufkommen, wäre dies ein wichtiges Signal für die Finanzmarktteilnehmer und könnte deutliche Konsequenzen nach sich ziehen.“
Für Investoren macht diese Entwicklung ein kontinuierliches Monitoring der Anleihepositionen und -risiken sowie eine regelmäßige Überprüfung der strategischen Asset Allocation erforderlich. Als möglicher Indikator kann beispielsweise die Aufnahme einzelner Neuemissionen dienen. Vor allem jedoch wird Flexibilität wichtiger denn je, betont Witzke: „Auch wenn US-Treasuries weiterhin investierbar bleiben, sollten Investoren hier auf Sicht fahren.“ Er rät derzeit dazu, keine Übergewichtung in die Papiere vorzunehmen, sondern stattdessen das Portfolio zu diversifizieren und mögliche Re-Allokationen in europäische Anleihen zu prüfen: „Insbesondere Staatsanleihen in Euro ohne Währungsrisiko sind hier zu empfehlen. Im Hinblick auf strategische Asset Allocation ist eine quartalsweise Re-Evaluation opportun.“
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