Abnahme

Kapitalmarkttrends

Gelassene Aktien trotz nervöser Renten.

Die Kapitalmärkte mussten in den vergangenen Wochen eine Vielzahl von Risikofaktoren verarbeiten. So sorgen die angespannten Lieferketten und den ansteigenden Corona-Zahlen in der EU zu genug Verunsicherung. Zudem zeigen die Inflationsraten kein Anzeichen einer Trendumkehr, wie Deka-Volkswirt Joachim Schallmayer feststellt. Im Gegenteil, die Anstiege setzen sich fort und die Raten fallen weiterhin höher aus als zuvor in den Prognosezahlen erwartet worden war.

November 2021

Die Kapitalmärkte mussten in den vergangenen Wochen eine Vielzahl von Risikofaktoren verarbeiten. Zum einen ist die Situation in den Lieferketten nach wie vor äußerst angespannt, was die Geschäftstätigkeit der Unternehmen belastet und dem Wachstum der Volkswirtschaften im vierten Quartal eine leichte Delle zufügen wird. Hinzu kommt die Unsicherheit, dass die stark ansteigenden Corona-Infektionszahlen in der EU wirtschaftsbelastende Einschränkungen nach sich ziehen. Als wäre das nicht schon genug an Verunsicherung zeigen die Inflationsraten kein Anzeichen einer Trendumkehr. Im Gegenteil, die Anstiege setzen sich fort und die Raten fallen weiterhin höher aus als zuvor in den Prognosezahlen erwartet worden war.

Dass die Aktienmärkte trotz dieser Nachrichten-Gemengelage ihre Aufwärtsbewegung quasi unbeirrt bei insgesamt niedrigen Schwankungen fortsetzten liegt zum einen daran, dass die derzeitige Delle im Wirtschaftswachstum primär Angebotsproblemen geschuldet ist. Sobald sich die Engpasssituationen auflösen, wird es zu Nachholeffekten kommen. Damit ist der Boden für eine Aufholbewegung der Wirtschaftsleistung und der Unternehmensgewinne im Jahr 2022 bereitet. Zum anderen ist der Hochpunkt in den Inflationsraten nahezu erreicht. Je nach Region werden sich bereits zum Jahreswechsel (EU) oder aber im ersten Quartal (USA) die Anstiege beruhigen und die Jahresveränderungsraten auf dann deutlich niedrigeren Niveaus einpendeln. Darüber hinaus haben die Unternehmen mit den zuletzt vorgelegten Quartalszahlen unter Beweis gestellt, dass es trotz erheblicher Einschränkungen in den Versorgungsketten und deutlich gestiegener Preise bei Vorprodukten und Rohstoffen gelingt, die Margen stabil zu halten oder sogar auszuweiten. Dementsprechend positiv fallen die Ausblicke auf die zu erwartende Geschäftstätigkeit aus und Analysten müssen die Gewinnerwartungen für das kommende Jahr weiter nach oben adjustieren. Diese Kombination wird dafür sorgen, dass die konstruktive Aktienmarktstimmung über den Jahreswechsel hinaus anhalten wird.

USA: Implizite Volatilitäten von Staatsanleihen und Aktien.

Quelle: DekaBank, Stand November 2021.

Demgegenüber dürfte sich die Verunsicherung an den Rentenmärkten fortsetzen und auch über den Jahreswechsel Bestand haben. Zwar ist weder in den USA noch in Europa mit einer abrupten Kehrtwende in der Geldpolitik zu rechnen. Der Startschuss für einen Ausstieg aus den Notprogrammen und damit der Versuch, eine weniger expansive Ausrichtung umzusetzen, ist gefallen. Vor allem an den Staatsanleihemärkten müssen sich Anleger auf die sich abzeichnenden neuen Rahmenbedingungen einstellen, was in einem Umfeld rückläufiger Kaufprogramme für Nervosität und Schwankungen sorgen wird. Diese Unsicherheit wird auch auf den Markt für Unternehmensanleihen abstrahlen. Lediglich im High Yield Bereich finden Anleger noch einen Puffer, der angesichts der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen attraktiv ist und Schutz gegen etwas höhere Zinsen und deutlich erhöhte Volatilitäten bei Staatsanleihen bietet.

Joachim Schallmayer

Leiter Kapitalmärkte und Strategie im Makro Research der Deka.