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„Zunehmende Volatilität dürfte spannende Einstiegsmöglichkeiten bei Nachranganleihen bieten“

Die steigenden Zinsen und die anziehende Inflation belasten die Anleihemärkte. Zudem kehrt die Volatilität an die Finanzmärkte zurück. In diesem Umfeld bieten Nachranganleihen interessante Investmentgelegenheiten für institutionelle Investoren. Daniel Kotsch, Fondsmanager und Experte für Finanzsektoranleihen, erläutert, worauf Investoren bei der Portfolioumstellung achten müssen.

März 2022

Die Inflation in Deutschland steigt weiterhin stärker an als erwartet. In der zweiten Februarwoche hat das Münchner ifo Institut seine Inflationsprognose für das Jahr 2022 auf vier Prozent angehoben – noch im Dezember 2021 rechnete es mit nur 3,3 Prozent.

Die hohe Inflation zwingt auch die Notenbanken, ihre Politik des billigen Geldes zu überdenken. Die US-amerikanische Fed hat bereits angekündigt, ihre Geldpolitik weiter zu straffen und ab März die Anleihekäufe einzustellen, sowie die Zinsen zu erhöhen. Ähnliche Schritte hatte zuletzt auch die Europäische Zentralbank angedeutet.

Mit den steigenden Zinsen sowie der Inflation kehrt auch die Volatilität wieder zurück. Entsprechend sollten Investoren ihre Portfolioallokation überprüfen, so Daniel Kotsch, Fondsmanager und Experte für Finanzsektoranleihen bei der Deka: „Steigende Zinsen belasten aus fundamentaler Sicht vor allem Emittenten mit schlechter Bonität im Segment High Yield, während Emerging Markets in den kommenden Monaten zusätzlich unter einem erstarkenden Dollar leiden dürften. Auch langlaufende erstrangige Unternehmensanleihen sowie Staatsanleihen aus der Peripherie werden dies zu spüren bekommen. Eine Alternative im aktuellen Umfeld stellen Nachranganleihen dar.“

Als Nachranganleihen, oder Subordinated Bonds, werden Anleihen bezeichnet, die im Fall der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten erst bedient werden, wenn die nicht nachrangigen Ansprüche abgedeckt sind. Entsprechend sind sie mit einem höheren Risiko verbunden, bieten aber in der Regel auch eine höhere Verzinsung.

Für die grundsätzliche Attraktivität von Nachranganleihen gibt es nach Ansicht von Daniel Kotsch mehrere Gründe: Zum einen wird ein Großteil der Nachranganleihen von Banken und Versicherungen begeben, sogenannten Financials. Gerade diese Unternehmen profitieren auf fundamentaler Ebene jedoch von anziehenden Zinsen – ganz im Gegensatz zu „regulären“ Unternehmen. Hinzu kommt, dass gerade Banken durch die strengen Auflagen des Regulierers in den letzten Jahren ihre Bonität deutlich verbessert haben. Die Aussteller selbst sind ganz überwiegend mit guten bis sehr guten Ratings bewertet und auch ihre nachrangigen Anleihen erhalten meist noch Investment Grade-Noten. Das Ausfallrisiko – einer der größten Unsicherheitsfaktoren bei Nachranganleihen – ist daher auf Sicht überschaubar.

Zum anderen reagieren Nachranganleihen weniger zinssensitiv als beispielsweise langlaufende erstrangige Unternehmensanleihen mit vergleichbarer Rendite, da die Assetklasse aufgrund der kürzeren Duration ein geringeres Zinsrisiko aufweist. „Darüber hinaus bieten Nachranganleihen dank ihrer Risikoprämie grundsätzlich höhere Renditen als Senior Bonds gleicher Laufzeit und vergleichbarer Bonität“, so Kotsch.

Bei allen Vorteilen erfordern Nachranganleihen jedoch eine besondere Expertise. So bedingt das im Vergleich zu erstrangigen Anleihen höhere Ausfallrisiko einen starken Fokus auf die Bonität der Emittenten. Dazu ist eine umfassende Fundamentalanalyse auf Einzeltitelebene sowie ein ständiger Austausch mit den Emittenten unerlässlich.

Zudem unterscheiden sich Nachranganleihen signifikant in ihrer Ausgestaltung, so dass auch strukturelle Feinheiten anleihespezifisch berücksichtig werden müssen. So können die Papiere fest- oder variabel verzinst sein und mit einer Laufzeitbegrenzung oder als „ewige Anleihe“ ohne Fälligkeitsdatum und mit Kündigungsrecht, sogenannte Perpetual Bonds, begeben werden. Gerade sogenannte Additional Tier 1 („AT1“) oder Restricted Tier 1 („RT1) Instrumente von Banken und Versicherungen räumen den Emittenten sehr viele Freiheiten ein und unterliegen speziellen Regularien. So können Kupon- und Nominalrückzahlung an bilanzielle und aufsichtsrechtliche Kennzahlen gekoppelt sein. In der Regel geht das höhere Risiko jedoch auch mit einer zusätzlichen Risikoprämie und höheren Renditen einher. In den vergangenen Jahren ist der Markt für AT1- und RT1-Anleihen daher gerade bei professionellen Anlegern stark gewachsen.

Für Investoren, die die Möglichkeiten im Markt für Nachranganleihen nutzen wollen, aber nicht über das notwendige Know-How und die Kapazitäten verfügen, bietet die Deka verschiedene Wege für ein Investment. „Wir betreuen aktuell eine Reihe von Spezialfonds für VAG-Anleger, bieten aber auch Publikumsfonds an. Darüber hinaus mischen wir Nachranganleihen bereits seit vielen Jahren in unseren Renten- und Multi-Asset-Portfolios bei“, erläutert Kotsch. „Als einer der größten Player in Deutschland – auch was die Personalausstattung an Portfoliomanagern mit speziellem Fokus auf Financials betrifft – verfügt unser Anleiheteam über langjährige Erfahrung und einen entsprechenden Zugriff auf interessante Emittenten und Deals. Die steigende Volatilität im Jahr 2022 dürfte hier spannende Einstiegsmöglichkeiten bieten.“

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