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Abnahme

Research und Märkte

Der Charme des kühlen Nordens.

Die skandinavischen Kapitalmärkte zählen zu den kleineren in der globalen Börsenlandschaft. Deka-Volkswirtin Marina Lütje und Deka-Fondsmanager Robin Estenfelder zeigen auf, warum Unternehmen in Dänemark, Schweden und Norwegen für Investoren dennoch attraktiv sind.

September 2025

Nicolai Tangen hat einen anspruchsvollen Job. Als Chef des staatlichen Pensionsfonds des Königreichs Norwegen managt er ein Vermögen von rund 1,65 Billionen Euro. Darunter Beteiligungen an über 8.600 Unternehmen und rund 1,5 Prozent aller weltweit börsennotierten Aktien.

Wenn fossile Brennstoffe aus Klimaschutzgründen nicht mehr verkauft werden dürfen und die Einnahmen wegbrechen, soll das Vermögen helfen, den Staatshaushalt zu stützen und künftige Generationen finanziell abzusichern. Somit besitzt jede Norwegerin und jeder Norweger ein Pro-Kopf-Vermögen von umgerechnet 300.000 Euro. Der norwegische Staat ist gleichzeitig mit insgesamt rund 220 Milliarden Euro verschuldet, was Ende 2024 einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 55 Prozent entsprach. Doch rechnet man das Vermögen des Staatsfonds dagegen auf, bleibt ein hoher Haben-Saldo. Das ist kein Vergleich zu Deutschland mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 30.000 Euro.

Aber nicht nur bei diesen Verbindlichkeiten nehmen die skandinavischen Länder eine führende Rolle in Europa ein. „Sie überzeugen vor allem durch ihre Innovationskraft, digitale Kompetenz und schlanke, effiziente Verwaltungsprozesse“, lobt Marina Lütje, Volkswirtin bei der Deka, die Region. „Für die lokale Wirtschaft bedeutet dies weniger Zeitaufwand, geringere Kosten und einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen Ländern in der Eurozone.“ Wer in Schweden beispielsweise ein Unternehmen gründen will, muss je nach Rechtsform selten länger als ein bis zwei Wochen kalkulieren. In Dänemark dauert die Registrierung teilweise nur Stunden oder wenige Tage.

Auch sonst wissen die drei nordeuropäischen Länder wirtschaftlich zu überzeugen. Ihre Leistungsbilanzen sind positiv und die Staatsschuldenquote von Dänemark und Schweden liegt mit 30 und 33 Prozent des BIP noch unter der Norwegens. Zudem sind die jährlichen Staatshaushalte ausgeglichen oder es steht, wie in Dänemark oder Norwegen, sogar ein Überschuss zu Buche. „All das unterstreicht die solide fundamentale Verfassung der drei Länder“, stellt Lütje fest. „Das schlägt sich auch in der hohen Kreditwürdigkeit des Trios nieder, das auch im aktuell schwierigen Umfeld weiterhin mit der Top-Note Dreifach-A geratet ist.“

Starke Start-Up-Kultur in Schweden.

Die gute Papierform macht Skandinavien auch für Anlegerinnen und Anleger interessant. „In der Region gibt es ein ausgeprägtes unternehmerisches Denken und eine starke Start-up-Kultur. Vor allem in Schweden werden junge Unternehmen sehr früh an die Börse gebracht, wobei die strategischen Investoren auch danach dauerhaft dabeibleiben“, beobachtet Robin Estenfelder, Manager des Deka-UnternehmerStrategie Europa.

Für seinen Fonds sucht er gezielt nach Unternehmen, die in Familienhand sind, über solide Finanzen verfügen und ein nachhaltig aussichtsreiches Geschäftsmodell verfolgen. Auf Basis dieser Strategie gehört Skandinavien zu seinen wichtigsten Anlageregionen. „Vier Fünftel der großen Konzerne dort haben langfristig orientierte Shareholder an Bord. Im Vergleich dazu liegt die Quote in den USA bei einem Fünftel“, so Estenfelder.

Eine der größten Positionen in seinem Portfolio ist der schwedische Konzern MilDef, ein Systemintegrator für gesicherte ITLösungen für Militär, Behörden und kritische Infrastrukturen. In Dänemark setzt er auf ChemoMetec. Das Unternehmen ist führend bei Präzisionsgeräten für die Zellzählung und -analyse, die etwa in der Biotechnologie, Pharmazie und Grundlagenforschung benötigt werden. Die Instrumente und Verbrauchsmaterialien automatisieren komplexe Analyseprozesse und helfen Wissenschaftlern somit, konsistente und zuverlässige Daten zu erhalten. Mit Apotea hat Estenfelder ebenfalls im Gesundheitsbereich investiert. Der Börsengang der schwedischen Online-Apotheke Ende vergangenen Jahres war einer der erfolgreichsten in Europa. „Die skandinavischen Länder verfügen über ein sehr leistungsfähiges Bildungs- und Gesundheitssystem“, sagt der Fondsmanager.

Ein Beispiel ist Dänemark: In der letzten PISA-Studie aus dem Jahr 2022, an der 81 Länder und Regionen teilnahmen, rangiert der nördliche Nachbar Deutschlands auf Platz 10. Während E-Rezept und elektronische Patientenakte hierzulande trotz jahrelanger Vorlaufzeit immer noch mit technischen Problemen zu kämpfen haben, sorgt in Dänemark ein nationales Gesundheitsportal für mehr Patientensicherheit und Effizienz. Auch deshalb kann es sich Dänemark leisten, allen Einwohnern eine kostenlose, steuerfinanzierte Gesundheitsversorgung zu bieten. Laut Estenfelder steht das Gesundheitssystem beispielhaft für das hohe Innovationstempo in der Region. So belegte Schweden im vergangenen Jahr Platz zwei des Global Innovation Index. Dänemark belegte Rang neun und Norwegen Platz 20.

„Skandinavische Länder sind ein Vorbild bei den Staatsfinanzen“

Marina Lütje

Deka-Volkswirtin

Innovationsfähig und marktfreundlich.

Das nordische Trio findet sich denn auch unter den Top 15 des „Index of Economic Freedom“ der Heritage Foundation. „Die guten Platzierungen der drei skandinavischen Länder zeigen, dass Rechtsstaatlichkeit, Marktfreundlichkeit und Deregulierung dort einen hohen Stellenwert genießen“, resümiert Estenfelder. Dies schlägt sich auch in der Wachstumsdynamik nieder.

So wuchs die norwegische Volkswirtschaft im vergangenen Jahr beispielsweise um 2,1 Prozent, während die Länder der Europäischen Union im Durchschnitt ein Wachstum von einem Prozent verzeichneten. In Norwegen wurde das Wachstum neben dem privaten Konsum vom Öl- und Gassektor getragen. Noch stärker fiel mit 3,5 Prozent das Wachstum in Dänemark aus. „Die Volkswirtschaft ist dank des Booms der eigenen Pharmabranche derzeit eine der dynamischsten unter den westlichen Industrieländern“, stellt Deka-Expertin Lütje fest. Allerdings basiert die Hälfte dieses Anstiegs auf der guten Geschäftsentwicklung nur eines Unternehmens: des Pharmakonzerns Novo Nordisk. „Durch diese Unwucht können die Wachstumsraten Dänemarks von Quartal zu Quartal stark schwanken, was sich bereits für 2025 andeutet“, so die Ökonomin. „Wenn die Konjunktur im Pharmasektor nachlässt, werden auch die BIP-Wachstumsraten entsprechend kräftig gedämpft.“

Positive Zukunftsaussichten.

Sie rechnet allerdings damit, dass sich die Wachstumsperspektiven der skandinavischen Länder in den kommenden Jahren weiter verbessern werden. „Dafür sprechen eine Reihe von Gründen“, beschreibt Lütje das zukünftige Basisszenario für die Region. „Zum einen wirkt die Geldpolitik in Schweden und Dänemark nicht mehr restriktiv, hier haben die Notenbanken die Leitzinsen bereits auf neutrale Niveaus gesenkt. Die Norweger haben zwar erst in diesem Jahr mit Leitzinssenkungen begonnen, werden sie aber langsam und kontinuierlich fortsetzen. Zweitens werden die Reallöhne steigen. Und drittens bekommt die Binnenkonjunktur zusätzliche Impulse durch die geplanten Verteidigungsinvestitionen in den Ländern selbst, aber auch durch erhöhte Verteidigungsausgaben und Infrastrukturinvestitionen in der EU insgesamt.

Das gilt insbesondere für den großen Handelspartner Deutschland.“ Die starken Handelsbeziehungen Richtung Süden haben jedoch auch ihre Kehrseite: Die kleinen, offenen Volkswirtschaften Skandinaviens sind damit anfällig bei einer Wachstumsschwäche ihrer großen europäischen Handelspartner. „Schocks und Störungen in der Weltwirtschaft infolge der unvorhersehbaren Handelspolitik der US-Regierung können schnell mit Wucht durchschlagen. Bei Investments in Schweden und Norwegen muss zudem das Währungsrisiko beachtet werden“, gibt Lütje zu bedenken. Das Fazit bleibt jedoch positiv, denn von den guten Rahmenbedingungen in Skandinavien profitieren die heimischen Unternehmen.

Quelle: fondsmagazin

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