Russland-Ukraine-Krieg
In Europa herrscht Krieg. Am 24. Februar 2022 greift Russland die benachbarte Ukraine von mehreren Seiten an. Die USA und die EU reagieren darauf mit weitreichenden Sanktionen auch gegen das russische Bankensystem, die die wichtigsten Finanzinstitute Russlands von Transaktionen in US-Dollar und Euro abschneiden. Für Denis Friess, Leiter institutionelles Fondsmanagement bei der Deka Investment, gilt es trotz der erschreckenden Nachrichten aus den Kriegsgebieten einen kühlen Kopf bei der Geldanlage zu bewahren und die jeweilige Anlage Situation kundenspezifisch individuell zu analysieren.
Die Preise von Rohstoffen, besonders Rohöl und Erdgas sind deutlich angestiegen. Die wichtigen Aktienmärkte der Welt haben auf die veränderte Risikolage mit Abschlägen reagiert, wobei die Rückgänge immer noch überraschend moderat sind. Von daher können wir nicht von einem generellen Abverkauf größerer Aktienbeständen sprechen.
Das ist richtig, wird aber nicht immer möglich sein. Auf der einen Seite gibt es wenige Nachfrager, die nur mit sehr drastischen Kursabschlägen bereit sind zu handeln. Hinzu kommt, dass viele Börsenplätze den Handel mit russischen Aktien ausgesetzt haben.
Es finden bereits Analysen statt, welche Branchen und Firmen eine hohe Abhängigkeit von Öl und Gas direkt oder indirekt haben. Man schaut sich also an, wie sind die Umsatzanteile und die Kostenveränderung unter der Annahme höherer Öl und Gaspreise. Der Link zu russischen Rohstoffen steht dabei im Vordergrund. Hier muss eingeschätzt werden, ob eine Substitution möglich ist oder ob es länger anhaltende Effekte auf das Geschäftsmodell gibt. Solange diese Analysen noch nicht abgeschlossen sind, wird die Unsicherheit insbesondere an den europäischen Märkten anhalten und die Volatilität treiben. Zu prüfen ist auch die Wirkungen von Sanktionen und Gegensanktionen auf die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Märkte. Die gestiegenen Rohstoffpreise wirken sich auch – zumindest auf kurze Sicht – inflationär aus und könnten perspektivisch sogar zu einer Stagflation führen, falls die Zentralbanken entgegensteuern und die Zinssätze zu aggressiv anheben. Aber diese Folgen verteilen sich auf die gesamte Europäische Union. Dadurch wird das erwartete Wachstum für 2022 in Deutschland etwas reduziert, es bleibt jedoch vom „Corona-Aufschwung“ in Europa weiterhin etwas übrig. Unsere Volkswirte erwarten dagegen für Russland in diesem Jahr eine Rezession mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um mindestens 5 Prozent und zweistelligen Inflationsraten.
Was können Anlegende nun tun, um ihre Depots möglichst krisensicher aufzustellen?
Da gibt es leider kein allgemeingültiges Rezept. Wichtig ist es nun, die individuelle Situation und Risikoauslastung zu erörtern. Hier gilt es im Gespräch mit den bekannten Ansprechpartnerinnen und –partner bei uns um Haus vorausschauend zu analysieren und gegebenenfalls zu handeln.
Denis Friess