Märkte
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Dank anhaltend konstruktiver Weltkonjunktur und guter Unternehmensgewinne haben mehrere bedeutende globale Aktienindizes neue Allzeithochs erzielt. Die schnelle und starke Aufwertung im Euro hat die Kursentwicklung bei europäischen Aktienindizes verlangsamt. Wir erwarten, dass nach den schwächeren Sommermonaten die Märkte ihren positiven Trend weiterführen. Politische und geopolitische Risiken sollten nur kurzfristig sein, jedoch ist mit erhöhter Volatilität und sich ausweitenden Risikoaufschlägen zu rechnen. Die Wahrscheinlichkeit für Korrekturen ist infolge der schnellen Kurs- und Bewertungsanstiege seit 2016 gestiegen. In unserer Investmentstrategie sind wir neutral ausgerichtet und warten auf eine taktische Gelegenheit, die Aktienquote auszubauen. Regional gilt unsere Präferenz den europäischen Standardwerten zu Lasten von US-Aktien.
Die großen Zentralbanken bestimmen weiterhin das Geschehen. Nachdem die US-Notenbank in zwölf Monaten dreimal die Leitzinsen angehoben hat, richtet sich der Fokus auf das Bilanzreduzierungsprogramm, das noch dieses Jahr starten soll. In Europa wartet der Markt auf die Ankündigung der EZB über den Umfang der Anleihekäufe im Jahr 2018, wobei von einer Reduzierung ausgegangen wird. Die geringeren Kaufvolumina der Zentralbanken könnten Aufwärtsdruck auf Staatsanleiherenditen ausüben. Wir beurteilen die Ertragschancen daher als begrenzt und bleiben in Staatsanleihen von Kerneuropa, Peripherie und USA untergewichtet.
Im Anleihesegment präferieren wir Unternehmensanleihen über Staatsanleihen der Industrieländer. Das positive wirtschaftliche Umfeld und eine geringe Rezessionswahrscheinlichkeit deuten mittelfristig auf stabile Risikoaufschläge hin. Für internationale Anleger stellen US-Dollar-Anleihen aufgrund höherer Renditen eine interessante Beimischung dar. Einkommensorientierte Investoren sollten nach wie vor Hochzinsanleihen und Staatsanleihen von Schwellenländern in Betracht ziehen. Die anhaltende Suche nach Rendite und die stabile konjunkturelle Lage sprechen für die weitere Favorisierung von höher verzinste Anlagen gegenüber Niedrigzinsanleihen.
Die europäischen Mietmärkte profitieren von der weiteren Konjunkturbelebung und rückläufigen Arbeitslosigkeit. Europaweit erwarten wir im laufenden Jahr einen Mietanstieg von durchschnittlich gut 2,5 Prozent. Einen Renditeanstieg erwarten wir wegen des Niedrigzinsumfeldes erst langfristig. Die Class A-Flächen-Nachfrage in den USA hat sich im ersten Halbjahr abgeschwächt. Als Mieter am aktivsten waren Technologie-Unternehmen und Finanzdienstleister. Das stärkste Mietwachstum auf Fünfjahressicht erwarten wir in Chicago, Miami und Seattle sowie im New Yorker Teilmarkt Downtown Manhattan. In der Region Asien/Pazifik blieb die Flächennachfrage stabil. In Shanghai und Singapur zogen viele Mieter in erschwingliche Neubauten. Das stärkste Mietwachstum registrierten Sydney, Brisbane, Osaka und Hongkong.
Unsere ausführlichen Markteinschätzungen finden Sie auf
www.deka-institutionell.de
Die Konjunkturdaten signalisieren weiter eine robust wachsende Weltwirtschaft mit Wachstumsraten um 3,5 Prozent p. a. bis Ende 2018. Die Frühindikatoren konsolidieren auf hohen Niveaus, während die Auslastungsgrade der Wirtschaft weiter ansteigen. Die Berichtssaison der Unternehmen für das zweite Quartal spiegelt das insgesamt freundliche Umfeld wider. Die G3-Zentralbanken sollten in den kommenden Monaten weniger stark expansiv agieren, das geldpolitische Umfeld sich dabei aber nur mit geringem Tempo verändern. Im Vergleich hierzu bleiben die Preisanstiege in den USA und Euroland hinter den Erwartungen zurück und die Kernrate der Inflation verharrt auf niedrigem Niveau. Die Belastungsfaktoren Euroaufwertung, Realzinsanstieg und politische Themen sollten bis zum Jahresende weniger im Vordergrund stehen. Geostrategische Risiken, wie der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea, fanden in diesem Jahr bis Anfang August nur eine geringe Bedeutung bei der Preisfindung von Risikoanlagen.
Nach taktischen Gewinnmitnahmen im Juli bleiben wir vorerst neutral in der Aktienallokation. Erste Aktienkäufe erfolgen selektiv auf niedrigeren Einstiegsniveaus, weil die Chancen zur Fortsetzung der positiven Aktientrends kurzfristige Störfaktoren berlagern sollten. Die stabile Konjunkturdynamik in Europa und die mittelfristig andauernden Positivtrends auf der Unternehmensebene rechtfertigen bei der Aktienallokation eine Präferenz für europäische Standardwerte. Für die Region wird Aufholpotenzial nach der zuletzt schwächeren Wertentwicklung gesehen. Eine Übergewichtung von US-Aktien ist aufgrund der relativ hohen Bewertung zu den übrigen Anlageregionen nicht anzuraten. Daneben kann auch die Verschärfung der geopolitischen Konflikte eine kurzfristige Belastung für den Aktienmarkt darstellen. Innenpolitisch erscheint ein beschlussfähiger Entwurf zur Steuerreform als schwieriges Unterfangen für die Trump-Administration. Die näher rückende Zahlungsunfähigkeit und Schuldenobergrenze werden spätestens nach der Sommerpause des US-Kongresses ab dem kommenden Monat ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Im September sind relevante Notenbankentscheide sowohl seitens der Fed (Bilanzreduktion) als auch der EZB („Tapering“-Fahrplan) zu erwarten. Eine zu schnelle geldpolitische Straffung kann im Umfeld niedriger Inflationsraten den Ende Juni beobachteten Realzinsanstieg fortsetzen lassen. Im Rahmen der Anlagestrategie bieten Rentenprodukte im Niedrigzinsbereich kein attraktives Chance-/Risikoprofil. Die Normalisierung der Geldpolitik wird als Belastungsfaktor angesehen, der im Zeitablauf zu langsam steigenden Renditeniveaus führen sollte. Bei Staatsanleihen wird an der Untergewichtung von Emittenten der Industrieländer festgehalten. Innerhalb von Staatsanleihen werden weiterhin Schwellenländeranleihen in Hart- und Lokalwährung übergewichtet. Innerhalb des Credit-Segmentes werden Hochzinsanleihen präferiert. Unternehmensanleihen werden insgesamt neutral eingeschätzt. Die Spreads haben sich in den letzten Handelswochen reduziert, was insbesondere für EUR-Emittenten in einer guten Wertentwicklung mündete. Das Credit-Segment hat von der nur flachen Renditeentwicklung von US-Staatsanleihen profitieren können, weiteres Kurspotenzial erscheint nach vorne blickend limitiert.
Zeitraum | Indexwert |
01.08.2012 – 31.07.2013 | +22,5% |
01.08.2013 – 31.07.2014 | +11,8% |
01.08.2014 – 31.07.2015 | +22,8% |
01.08.2015 – 31.07.2016 | -8,6% |
01.08.2016 – 31.07.2017 | +17,7% |
Quelle: Deka; Stand: August 2017
Währungsseitig sehen wir eine gute Chance für eine Gegenbewegung beim US-Dollar, aktive Währungspositionen nehmen wir im Rahmen der taktischen Anlagestrategie vor dem Hintergrund des vorliegenden Marktumfelds nicht vor. Das Vorhalten einer liquiden Kasse-Position erlaubt es, im Fall von Preisrückgängen unsere Positionen aufzustocken.
Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Für die Politik und für Anleger steht zunächst die langfristige Verträglichkeit ihrer Investitionen mit ökonomischen und ökologischen Gleichgewichten im Vordergrund. Für die nachhaltige Bewirtschaftung des Finanzsystems selber sind dagegen die Betreiber des Systems, die Notenbanken und Finanzpolitiker sowie die Anbieter und Nachfrager von Finanzdienstleistungen verantwortlich. Bei Notenbanken und Politik finden sich Nachhaltigkeitsaspekte in der Grundphilosophie, mit der Geld- und Kreditpolitik betrieben wird.
Es lassen sich zwei unterschiedliche Konzepte erkennen. Da ist zum einen die Ansicht, dass das Finanzsystem lediglich die Verkehrsinfrastruktur für das Geld darstellt. In dieser Philosophie steht die Stabilität dieser Infrastruktur vor allen anderen Aspekten. Solche anderen Aspekte werden in der anderen Sichtweise zum Finanzsystem wesentlich stärker gewichtet. Etwa, ob man mittels der Geldschaffung auch noch andere gesellschaftliche Ziele erreichen kann als nur ein kostengünstiges Zahlungsverkehrssystem und die notwendige Versorgung der Wirtschaft mit Kredit. Solche Ziele sind etwa die Glättung von Konjunkturzyklen, mehr Wachstum, mehr Arbeitsplätze oder mehr soziale Gerechtigkeit. Der Auffassung, dass die Geldpolitik mehr kann als nur Zahlungen abwickeln, hängt die große Mehrheit der Geldpolitiker und auch der Ökonomen weltweit an. Hier hat Deutschland eine Sonderstellung, weil hierzulande eher der Nachhaltigkeits[-[aspekt im Geldwesen betont wird. Daher auch die notorischen Unterschiede zwischen der Auffassung der Bundesbank und anderer Notenbanken.
Leider haben ausgeprägte „Experimente“ mit dem Erreichen anderer Ziele – etwa in den USA jeden zu einem Hausbesitzer zu machen, unabhängig von seinem Einkommen und Vermögen – die Nachhaltigkeit des Geldwesens arg auf die Probe gestellt.
Leider haben ausgeprägte „Experimente“ mit dem Erreichen anderer Ziele – etwa in den USA jeden zu einem Hausbesitzer zu machen, unabhängig von seinem Einkommen und Vermögen – die Nachhaltigkeit des Geldwesens arg auf die Probe gestellt. Unter den Spätfolgen leiden wir heute immer noch. Und die Finanzpolitik scheint sich endgültig der Illusion hinzugeben, dass die Kapazitäten für Staatsschulden riesig sind. Sind sie auch. Allerdings nur, wenn man Abstriche an der Nachhaltigkeit des Finanzsystems macht. Die beste Unabhängigkeit der Notenbank steht nur auf dem Papier, wenn sie durch eine unverantwortliche Kreditpolitik von Staaten oder von der gesamten Gruppe der privaten Akteure ausgehebelt wird. Zurzeit sind die Notenbanken dabei, nach dem Schock der Finanzkrise wenigstens wieder ein bisschen Normalität herzustellen. Es wird aber viele weitere Jahre dauern, bis dieser Schock wirklich verdaut ist. Bis dahin sind die privaten Akteure, also Kreditnehmer und Investoren, noch mehr aufgefordert, die Nachhaltigkeit selbst in die Hand zu nehmen.
Kolumne von JOACHIM SCHALLMAYER, Leiter Kapitalmärkte und Strategie im Makro, Research der DekaBank
Aktuelle Nachrichten und kurzfristige Überlegungen dominieren oftmals die Entscheidungsfindung am Kapitalmarkt. Dabei ist es für den langfristigen Anlageerfolg entscheidend, sich gerade nicht von der kurzfristigen Nachrichtenlage verunsichern zu lassen, sondern diese zu durchschauen und langfristige strukturelle Veränderungen richtig einzuschätzen. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan. Da wir aber davon überzeugt sind, dass das Erkennen struktureller wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und deren Bewertung von essenzieller Bedeutung für den langfristigen Anlageerfolg sind, werden wir uns in einer unregelmäßig, aber mehrmals jährlich erscheinenden Publikation diesen strukturellen Themen widmen. Dabei werfen wir in der im August erscheinenden Erstausgabe einen Blick auf die strukturellen Veränderungen im US-Einzelhandel.
An dieser Stelle berichtet in Zukunft Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie im Makro Research der DekaBank, über strukturelle Entwicklungen an den Kapitalmärkten.
Perfekt beobachten lässt sich der Strukturwandel im US-Einzelhandel am Beispiel von Amazon. Das Unternehmen treibt unaufhaltsam, zuletzt mit der geplanten Akquisition der Supermarktkette Whole Foods, die Erschließung immer weiterer Einzelhandelskategorien voran. Dies setzt klassische Einzelhändler, Kaufhausketten und Betreiber von Shoppingcentern unter Druck. Die Folge sind Geschäftsschließungen und Unternehmenspleiten en masse, einbrechende Aktienkurse und steigende Kreditausfälle. Auch wenn der Trend des E-Commerce nicht neu ist, sollte man die Nachhaltigkeit der Veränderungen nicht unterschätzen. Es wird sich in den kommenden Jahren in diesem Sektor noch sehr viel Spreu vom Weizen trennen. Das birgt neben großen Risiken vor allem aber auch Chancen für den aktiven Stock Picker, der vor dem Hintergrund der Veränderungen gezielt versuchen wird, die Profiteure des sich wandelnden Geschäftsumfeldes herauszufiltern.
Nun ist der Einzelhandel nicht gerade das größte und wichtigste Segment der Wirtschaft. Dennoch sind die Folgen des Strukturwandels bei weitem nicht auf die Mikroebene beschränkt, sondern haben gerade auf makroökonomischer Ebene tiefgreifende Implikationen, die in den klassischen makroökonomischen
Modellen allerdings eine viel zu geringe Bedeutung erfahren. Will man aber unser heutiges Umfeld aus moderatem Wachstum, geringem Lohn- und Preisdruck und niedrigen Zinsen besser verstehen, so muss man sich unweigerlich mit dem Mosaik der vielen strukturellen Veränderungen, von dem wir mit dem US-Einzelhandel lediglich ein Teilchen herausgegriffen haben, auseinandersetzen. Sollte es in den kommenden Monaten aufgrund der weniger stark expansiv agierenden Geldpolitik zu starken Marktreaktionen an den Anleihemärkten kommen, so sollten sich gerade langfristig orientierte Anleger dieser strukturellen Veränderungen besinnen. Sie werden den Notenbanken die Grenzen der geldpolitischen Normalisierung aufzeigen, so dass Zinsen zwar moderat ansteigen, ein starker und nachhaltiger Zinsanstieg aber wenig wahrscheinlich erscheint.