Märkte
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Das vergangene Börsenjahr stand unter der Prämisse einer deutlich verbesserten Wachstumsdynamik ohne Anzeichen von Inflationsdruck. Das so genannte Goldilock-Umfeld führte zu sehr guten Wertentwicklungen an den Aktien- und Rentenmärkten. Auch für die nächsten Quartale fallen die makroökonomischen Perspektiven vergleichsweise gut aus. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone dürfte laut Deka-Prognosen das Wirtschaftswachstum über Potenzial liegen. Zwar sind moderat höhere Preisniveaus wahrscheinlich, jedoch sollte diese Entwicklung keinen Anlass zur Sorge bieten. Der Konjunkturzyklus wird reifer – ein Ende ist jedoch noch lange nicht in Sicht. Dank der insgesamt günstigen Finanzierungsbedingungen ist ebenfalls mit einer Fortsetzung der freundlichen Gewinntrends bei Unternehmen zu rechnen (siehe Chart 1). Die fundamentalen Rahmenbedingungen bleiben positiv.
Die Notenbanken sind im nächsten Jahr der größte Unsicherheitsfaktor.
Vorsitzender der Geschäftsführung
Deka Investment
Dem robusten Konjunkturumfeld zum Anlass haben die großen Zentralbanken eine Neuorientierung und damit verbundene Normalisierung der extrem lockeren Geldpolitik eingeleitet. „Die Notenbanken sind im nächsten Jahr der größte Unsicherheitsfaktor“, sagt Stefan Keitel, der bei der Deka das Asset Management Wertpapiere leitet sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Deka Investment GmbH ist. Entscheidend wird die Geschwindigkeit der notwendigen Anpassungen bei den noch konservativen Markterwartungen sein. Besonders auffällig erscheint aktuell das nur hälftige Einpreisen der durch die Fed in Aussicht gestellten Zinsschritte für das Jahr 2018. Die Neuorientierung der Geldpolitik dürfte zumindest zwischenzeitlich mit einem Anstieg der Verunsicherung einhergehen. Für die ersten Monate des neuen Jahres sind in diesem Szenario vermehrt Kursrückgänge möglich. Eine eher neutrale und zurückhaltende Ausrichtung im Rahmen der taktischen Portfolioausrichtung bietet sich an. „Es wird etwas holpriger an den Märkten“, resümiert Stefan Keitel. Das kurzfristig begrenzte Kurspotenzial sollte dennoch nicht über die mittel- bis langfristig unverändert guten Ertragspotenziale der Assetklasse hinwegtäuschen. Laut Keitel bleibt die Aktie „als tragende Säule im langfristigen Vermögensaufbau unverzichtbar“.
Trotz einer kurzfristig vorsichtigeren Risikosicht gewichten wir Staatsanleihen der Industrieländer im Rahmen der Anlagestrategie unter. Die Normalisierung der Notenbankpolitik sollte zu langsam ansteigenden Renditeniveaus führen und damit maßgeblich zu einer nur geringen Ertragsperspektive für diese Anlageklasse beitragen (siehe Chart 2). Attraktiver sind Schwellenländeranleihen, was vor allem auf EM-Hartwährungsanleihen zutrifft. Unternehmensanleihen gewichten wir neutral. Noch wirkt insbesondere die EZB-Politik strukturell unterstützend. Die bereits sehr niedrigen Spread-Niveaus sprechen jedoch für ein nur geringes Wertentwicklungspotenzial. Auf der Währungsseite sollte die Konsolidierung im Währungspaar Euro/USDollar noch etwas andauern. Im späteren Jahresverlauf rechnen wir aufgrund des attraktiven Zinsdifferentials zwischen US-Staatsanleihen und Bundesanleihen mit einer Dollaraufwertung.
Zeitraum | Indexwert |
01.08.2012 – 31.07.2013 | +22,5% |
01.08.2013 – 31.07.2014 | +11,8% |
01.08.2014 – 31.07.2015 | +22,8% |
01.08.2015 – 31.07.2016 | -8,6% |
01.08.2016 – 31.07.2017 | +17,7% |
Quelle: Deka; Stand: Dezember 2017
Bitte beachten Sie: Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Der seit 2009 andauernde Aktienmarktaufschwung ist einer der längsten im historischen Kontext. Einen wesentlichen positiven Faktor stellen die expansiven Maßnahmen der großen Notenbanken dar. Über die kommenden Quartale wird der expansive Impuls langsam abnehmen. Viele Aktienindizes handeln bei niedrigen Volatilitätsniveaus auf mehrjährigen Hochs oder sogar Allzeithöchstständen. Mit Blick auf die vorausliegenden Börsenmonate wird die Antwort auf die Frage nach einem möglichen Ende des inflationsfreien Wachstums eine wesentliche Rolle spielen. Vieles spricht dafür, dass sich der aus globaler Sicht synchron verlaufende Wirtschaftsaufschwung fortsetzt.
Die zuletzt stark positive Dynamik sollte sich jedoch etwas abschwächen. Die Inflationsraten sollten hingegen etwas anziehen, wenn auch kein Preisdruck zu erwarten ist. Nimmt man dies als makroökonomisches Ausgangsszenario, so halten wir im kommenden Jahr ein Gewinnwachstum von etwa neun Prozent in Europa und zwölf Prozent in den USA durchaus für realistisch. Aktien bleiben daher mittelfristig fundamental gut unterstützt. Auf kurze Sicht würden durch eine Abschwächung des Goldilock- Umfelds Kursrücksetzer wahrscheinlicher werden. Auch ist seitens der Notenbanken nicht mit neuen expansiven und damit unterstützenden Maßnahmen zu rechnen. Ganz im Gegenteil – hier liegt der größte Unsicherheitsfaktor. Entscheidend wird die Geschwindigkeit der notwendigen Anpassungen bei den noch konservativen Markterwartungen sein. Innerhalb der Regionen halten wir eine breite Aufstellung ohne eine deutliche aktive Positionierung für ratsam.
Zeitraum | Indexwert |
01.08.2012 – 31.07.2013 | +22,5% |
01.08.2013 – 31.07.2014 | +11,8% |
01.08.2014 – 31.07.2015 | +22,8% |
01.08.2015 – 31.07.2016 | -8,6% |
01.08.2016 – 31.07.2017 | +17,7% |
Quelle: Deka; Stand: Dezember 2017
Bitte beachten Sie: Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Seit gut einem Jahr befinden sich die Renditen von Staatsanleihen in einem relativ engen Seitwärtstrend. Weder die Beschleunigung im globalen Wirtschaftswachstum noch die leicht restriktivere Ausrichtung der Zentralbanken konnten für nachhaltig höhere Renditeniveaus sorgen. Ausschlaggebend scheint im Wesentlichen der fehlende inflationäre Druck in der Realwirtschaft zu sein. Trotz spürbarer konjunktureller Erholung und eines Rückgangs in der Arbeitslosigkeit in Richtung „Vollbeschäftigung“ bleibt das Lohnwachstum deutlich hinter den Erwartungen zurück. Gerade dieser historische Zusammenhang könnte sich jedoch mit Zeitverzug im kommenden USA: Aktienmarktentwicklung und Volatilität Rekordniveau mit geringer Volatilität Jahr einstellen und zu moderat steigenden Renditen führen. Wir halten daher an unserer vorsichtigen Durations-Einschätzung fest und erachten Staatsanleihen aus Industrieländern als wenig attraktiv.
Von einem weitestgehend stabilen Zinsumfeld profitieren können hingegen Peripherieanleihen der Eurozone. Trotz einiger politischer Fragezeichen, wie die im Frühjahr 2018 anstehenden Neuwahlen in Italien, hat sich der Trend zur Spread-Einengung zuletzt fortgesetzt. Innerhalb des Staatsanleihesegments präferieren wir Emerging-Markets-Anleihen. Die konjunkturelle Erholung verfestigt sich zunehmend auch in den Schwellenländern, wobei Inflationsraten weitestgehend stabil bleiben. Der sehr zögerliche Ausstieg der Zentralbanken aus der expansiven Geldpolitik sowie ein im relativen Vergleich noch immer attraktives Renditeniveau sprechen für ein Engagement in der Anlageklasse. Bei Unternehmensanleihen haben wir in den vergangenen Monaten unsere lange bestehenden Übergewichte abgebaut. Die niedrigen Spread-Niveaus versprechen im Umfeld einer spätzyklischen Konjunkturphase nur noch geringes Ertragspotenzial. Erstmals seit mehreren Quartalen weiteten sich die Risikoaufschläge für Euro-Hochzinsanleihen spürbar aus. Einen nachhaltigen Spread Anstieg würden wir als klares Warnsignal für mittelfristig schwächere Trends auch in anderen Risikoanlageklassen ansehen.
Die Flächennachfrage an den europäischen Büromärkten war mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs 2017 im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich. Die europaweite Leerstandsquote ist unter die Marke von 8 % gesunken und hat somit das Vorkrisenniveau erreicht. Nach einem vergleichsweise kräftigen Mietanstieg in 2017 dürfte sich das Mietwachstum 2018 und den Folgejahren verlangsamen. Die höchsten Mietanstiege auf Sicht von fünf Jahren erwarten wir für die deutschen Hochburgen Berlin, Frankfurt und München sowie für Amsterdam, Oslo und Paris. Durch die hohen Neubauvolumina in der Londoner City dürfte sich der Leerstand in der britischen Hauptstadt erhöhen und die Mieten temporär belasten. Mit Ausnahme von UK erwarten wir bei den Anfangsrenditen noch leichte Renditerückgänge, so dass die Immobilienpreise weiter steigen dürften. 2018/19 sollte sich eine Bodenbildung bei den historisch niedrigen Renditen abzeichnen.
Die Nachfrage nach Class A-Flächen in den USA zog nach einem schwachen ersten Halbjahr im dritten Quartal 2017 merklich an. Als Mieter am aktivsten waren Technologie-Unternehmen und Finanzdienstleister. Über alle Standorte dürfte der Mietanstieg 2017 bei durchschnittlich gut 2 % gelegen haben. Das stärkste Mietwachstum auf Sicht der nächsten vier Jahre prognostizieren wir für Seattle, Downtown Manhattan und Chicago. Die schwächste Entwicklung sehen wir in San Francisco. Infolge der behutsamen Leitzinserhöhungen erwarten wir ab 2018 moderate Anstiege der Cap Rates.
In Asien erhöhte sich die Flächennachfrage 2017. Dabei spielten vor allem größere Vermietungen in den chinesischen und indischen Metropolen eine wichtige Rolle. Singapur dürfte als besonders zyklischer Markt nach der Mietkorrekturphase das stärkste Wachstumspotenzial ab 2019 aufweisen. Demgegenüber sollte sich das Mietwachstum in Tokio nach mehreren Jahren mit überdurchschnittlichen Zuwächsen abschwächen. In Australien verzeichneten die Büromärkte in Sydney, Melbourne und Brisbane eine robuste Nachfrage, in Perth hat der Markt die Trendwende geschafft. Wir erwarten für Sydney und Melbourne auch 2018 weiteres Mietwachstum sowie leichte Anstiege in Brisbane und Perth. Die Renditen dürften noch leicht sinken.
Unsere ausführlichen Markteinschätzungen finden Sie auf
www.deka-institutionell.de
Der Aufschwung hat auch innerhalb der Europäischen Währungsunion an Breite gewonnen. Neben den vorteilhaften monetären Bedingungen haben die Staaten gleichzeitig den Pfad der Konsolidierung verlassen. Schlussendlich hat sich eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt. Losgetreten von der wirtschaftlichen Erholung ist die Arbeitslosigkeit europaweit auf dem Rückzug, und ihr Abbau verstärkt ihrerseits nun den wirtschaftlichen Aufschwung. Der Aufholprozess in Richtung normaler Verhältnisse hat im laufenden Jahr enorme Fortschritte gemacht. Bei der Arbeitslosigkeit haben neun der EU-19-Länder ihre langjährigen Durchschnittswerte wieder unterschritten. Hier sollte sich der positive Trend fortsetzen: Vor dem Hintergrund von Arbeitsmarktreformen in einer Reihe von Euro-Ländern besteht gute Aussicht darauf, dass sogar die strukturelle Arbeitslosigkeit vielerorts zurückgeht.
Zwar sind die Krisenzeiten im Währungsraum auf absehbare Zeit vorbei, aber mittelfristig sind solche Entwicklungen immer wieder möglich. Vor diesem Hintergrund sowie in der klaren Erkenntnis der neuen gesellschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen Europas wird im Jahr 2018 ein Erneuerungsprozess der Europäischen Union wie auch der Währungsunion beginnen. Verschiedene Stellen, von der Europäischen Kommission über einzelne europäische Amtsträger bis hin zum französischen Präsidenten, haben hierzu Gedanken und Vorschläge geäußert. Insgesamt ist das eine positive Entwicklung. Die politische Zusammenarbeit in Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter intensiviert, und das Ergebnis dient dem ökonomischen Wohl und der politischen Stabilität in Europa. Die Bevölkerungen der Mitgliedsländer sehen das im Großen und Ganzen ebenfalls so. Trotzdem stellt sich die Frage, wo es weiter hingeht.
Die politische Zusammenarbeit in Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter intensiviert, und das Ergebnis dient dem ökonomischen Wohl und der politischen Stabilität in Europa.
Wir haben immer noch sehr unterschiedliche Vorstellungen in den unterschiedlichen Mitgliedsländern über die Aufgaben und Funktionsweise von Wirtschaft und Gesellschaft und damit auch über den künftigen Aufbau und die Zuständigkeiten der Europäischen Union. Dies ist etwa an den zahlreichen zentralistischen Elementen der französischen Vorstellungen (zentrales Budget, europäischer Finanzminister) zu erkennen. Diesen stehen etwa die deutschen Grundüberlegungen von Marktmechanismen und Anreizsetzung entgegen. Diese alten Gegensätze sind unserer Meinung nach jedoch keine unüberbrückbaren Differenzen.
Kolumne von JOACHIM SCHALLMAYER, Leiter Kapitalmärkte und Strategie im Makro, Research der DekaBank
Knappe Güter zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine sehr niedrige Preiselastizität aufweisen. Das bedeutet, dass steigende Preise zu keinem oder allenfalls einem sehr geringen Nachfragerückgang führen. Dies ist beispielsweise bei lebensnotwendigen Gütern wie Grundnahrungsmitteln der Fall.
Doch auch Staatsanleihen von als sicher eingestuften Emittenten besitzen diese Eigenschaft eines knappen Gutes und deren Knappheitsgrad hat sich seit der Finanzkrise im Jahr 2008 grundlegend verschärft. Denn mit dem Ausfall selbst der topgerateten Tranchen verbriefter Immobilienkredite und anderer strukturierter Finanzprodukte ist das Angebot von Anleihen im besten Ratingsegment alleine in den USA um mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar eingebrochen. Und auch in Europa hat sich im Nachgang der Eurokrise die Zahl der Staaten mit einem makellosen Kredit-Rating deutlich reduziert.
Diesem deutlich zusammengeschrumpften Angebot an sicheren Anlageformen steht eine wachsende Nachfrage gegenüber. Die Sparüberschüsse in den Schwellenländern werden zwar nicht mehr die Niveaus von vor der Krise erreichen, sie steigen aber wieder an. Demografische Entwicklungen und auch eine zunehmende Einkommensungleichheit verzögern zudem den Prozess des Entsparens und halten so die Nachfrage nach sicheren Anlageformen hoch. Hinzu kommt, dass eine zunehmende Monopolisierung in Teilbereichen der Wirtschaft bei einzelnen Unternehmen zu einem starken Anstieg von Liquiditätspositionen und entsprechendem Anlagebedarf führt. Und schließlich haben auch noch die erhöhten regulatorischen Anforderungen im Nachgang der Finanzmarktkrise die Nachfrage nach sicheren Anlageklassen erhöht.
Eine detaillierte Analyse der Thematik finden Sie in unserer zuletzt veröffentlichten Publikation „Kapitalmarkttrends“ mit dem Titel „Sichere Finanzanlagen bleiben knapp“. Die Implikationen, die sich aus unserer Analyse für den Anleger ergeben, sind vielschichtig, teilweise kontraintuitiv und gerade in einem Umfeld einer veränderten geldpolitischen Ausrichtung von hoher Relevanz.
Bislang geht die Mehrheit der Marktteilnehmer davon aus, dass der Versuch der Normalisierung einen Anstieg der Renditen nach sich ziehen wird. Dieser allgemein erwartete Zinsanstieg wird unserer Analyse zufolge allerdings in einzelnen Anleihesegmenten sehr unterschiedlich ausfallen. Denn das Anlagesegment der sichere Anleihen dürfte auch in Zukunft die Eigenschaften knapper Güter aufweisen und somit entgegen den weit verbreiteten Erwartungen einen nur sehr geringen Zinsanstieg erfahren. Demgegenüber dürften Anleihen, die derzeit aufgrund der Notenbanknachfrage künstlich zu einer Art der „sicheren Anlage“ gemacht wurden, diesen Status sukzessive verlieren. Anleger, die sich bislang in diesem vermeintlich sicheren Hafen aufgehalten haben, könnten sich gezwungen sehen, Positionen abzubauen und Bestände zu verkaufen. Spread-Ausweitungen dürften sich dabei nicht vermeiden lassen. Die große Frage aber ist, wohin die dann frei werdenden Investitionsvolumen abfließen. Denn eines ist klar, in den sicheren Anlageklassen ist kein Platz dafür – es sei denn, wir verabschieden uns auf Dauer von der Vorstellung, dass es in dieser Anlageklasse überhaupt zu nachhaltig ansteigenden Renditen kommen kann. Ein Szenario, dem durchaus Beachtung geschenkt werden sollte.